Viel Arbeit für London: Schottland soll nach dem Referendum mehr Rechte bekommen. Dazu wird eine parteiübergreifende Komission gebildet. Noch ist unklar, welche Kompetenzen an Edinburgh abgetreten werden: Es könnte um mehr Autonomie in der Sozial-, Steuer- und Finanzpolitik gehen.
Für den früheren britischen Verteidigungsminister Liam Fox ist Schottland bereit dafür: “Nunja, Schottland hat bewiesen, dass es demokratisch ist, und das ist etwas sehr Gesundes. Wenn die Schottischen Parteien konstruktiv arbeiten, muss man keinen Schuldigen suchen, man muss nicht verbittert sein oder das Land teilen. Das ist immer das Risiko nach solch einem Referendum. Ich muss trotz aller Berichte sagen: Als ich gestern in Glasgow war, hab ich ich keine Verbitterung oder Feindseligkeit gespürt.”
Andere Parteien nutzen den Ausgang des Referendums unterdessen, um den Wahlkampf für die britische Unterhauswahl im kommenden Jahr einzuleiten. Der Parteivorsitzende der United Kingdom Independence Party (UKIP), Nigel Farage, erklärt: “Mr.Cameron wird an diesem Morgen sehr erleichtert darüber gewesen sein, dass die Union weiterbesteht, aber, meine Güte, er ist sehr aufgewühlt wegen England. Seit einigen Jahren reden wir über Schottland, aber heute reden wir über England. Die Engländer waren sehr ruhig, sehr brav, aber ehrlich gesagt, wurden sie in den vergangenen 18 Jahren in der Dezentralisierungsfrage sehr schlecht behandelt.”
Manch einer hofft hingegen auf grundlegende Veränderungen in der gesamten Union. Professor Vernon Bogdanor vom Londoner King’s College meint: “Ich denke, anstatt eine Verfassung übers Knie zu brechen, ist es Zeit, es wie fast jede andere Demokratie zu machen und eine geschriebene Verfassung zu haben. Möglicherweise wäre 2015 ein guter Startermin zum 800. Geburtstag der Magna Carta.”
Die Verhandlungen über eine weitere Verlagerung von Autonomiebefugnissen nach Schottland sollen auf jeden Fall im November beginnen.