Die deutschen Waffenlieferungen für den Kampf gegen die Miliz Islamischer Staat (IS) im Irak sind angelaufen. Von Leipzig aus flog eine erste Maschine mit Panzerfäusten, Gewehren und Munition über die Hauptstadt Bagdad in das nordirakische Kurdengebiet. Dort sollen die Waffen der Peschmerga-Armee übergeben werden. Insgesamt werden 10.000 Kämpfer mit Waffen für 70 Millionen Euro aus Bundeswehrbeständen ausgerüstet.
Presse-Offizier Christoph von Löwenstern:
“Dies ist die erste Lieferung von mehreren Flügen, die bis Anfang Oktober dauern werden. Sie werden voraussichtlich auch von Leipzig/Halle gestartet. Insgesamt handelt es sich bei diesem Paket um rund 600 Tonnen Waffen und Munition und weiteres Gerät.”
Die deutsche Bundesregierung hatte im August beschlossen, Waffen, Munition und Material für 70 Millionen Euro in mehreren zeitlich gestaffelten Transporten nach Erbil zu liefern.
Auf der Lieferliste: Unter anderem 16.000 Sturmgewehre, 40 Maschinengewehre, 30
Panzerabwehrwaffen “Milan” mit 500 Raketen, 240 Panzerfäuste und 10.000 Handgranaten. Dazu mehrere Millionen Schuss Munition, Last- und Geländewagen sowie Feldküchen.
Die Bundeswehr hat keine geeigneten Flugzeuge, um die Waffen in den Irak zu transportieren. Ihre Transall-Transportmaschinen sind zu klein. Bei der ersten etwa 30 Tonnen schweren Lieferung half daher
die niederländischen Luftwaffe mit einer McDonnell Douglas KDC-10 aus. Die zweite Ladung soll in wenigen Tagen mit einer von einem ukrainisch-russischen Unternehmen angemieteten Antonow in
die Kurden-Hauptstadt Erbil gelangen.
Die Peschmerga-Armee hält seit Wochen dem Vormarsch der Miliz “Islamischer Staat” stand, obwohl sie bislang schlechter ausgestattet ist als die gegnerischen Truppen, die zahlreiche Arsenale geplündert und Waffen erbeutet haben.
Mit der Lieferung verstößt die Bundesregierung bewusst gegen das Prinzip, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern. Es ist allerdings
nicht die erste Ausnahme. Die israelischen Streitkräfte werden ungeachtet des Nahost-Konflikts seit Jahrzehnten mit Waffen ausgerüstet. Begründet wird das mit der besonderen deutschen Verantwortung für das Existenzrecht Israels infolge des Holocaust.
Deutschland leistet neben den Waffenlieferungen humanitäre Hilfe für die irakische Bevölkerung im Krisengebiet und beteiligt sich an den
politischen Bemühungen, eine möglichst breite internationale Allianz gegen die IS-Miliz zu bilden. An den Luftschlägen im Irak oder in Syrien will Deutschland sich aber nicht beteiligen. Auch die Entsendung von Bodentruppen schließt die Bundesregierung aus.
su mit dpa