Ölpreisabsturz: Staatspleiten oder "riesige Steuersenkung für die ganze Welt“

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Im Juni kostete das Fass (Barrel, 159 Liter) Erdöl noch mehr als 115 Dollar, inzwischen sind es weniger als 68 Dollar – die Halbierung ist nicht mehr weit.

Das macht vielen rohstoffabhängigen Staaten schwer zu schaffen. Venezuela steht vor der Staatspleite (Staatshaushalt auf Basis 160 Dollar pro Barrel), Russland muss auf seine Reserven zurückgreifen, der Iran rechnet seinen Staatshaushalt neu aus – er war auf 100-Dollar-Basis kalkuliert.

Wen das treffen soll: Vor allem die Schieferölproduzenten in den USA. Denn je billiger Opec-Öl, desto weniger lohnen sich Investitionen in das kostspielige Fracking. Dieses Öl kann bei Preisen unter 70 Dollar je Barrel nicht profitabel gefördert werden.

Zu den Gewinnern könnten die chronischen Energie-Importeure zählen – Europa, Indien, China, Japan. Und die Konsumenten weltweit.

Azar Jammine, Chefvolkswirt, Econometrix, Südafrika:

“Die Auswirkungen der sinkenden Ölpreisen sind ziemlich gravierend. Manche Volkswirtschaften hängen fast ausschließlich von ihrer Ölproduktion ab. Und wenn die Ölpreise fallen, dann schlägt das fast 1:1 auf deren Exporteinnahmen durch.”

Spätestens seit der Opec-Tagung in Wien in der vergangenen Woche glauben auch die Börsen an einen Paradigmenwechsel.

Produzenten dicker spritfressender Autos haben Hochkonjunktur, Solarhersteller sind im Keller.

Und es gibt schon Analysten, die wollen Tiefpunkte zwischen 35 und 50 Dollar je Barrel nicht mehr ganz ausschließen.

Pi mal Daumen rechnen Volkswirte so: 10 Prozent weniger Ölpreis macht 0,2 Prozent mehr globale Wirtschaftsleistung.

Laurence Fink, der Chef des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock, meint: „Das ist wie eine riesige Steuersenkung für die ganze Welt.“

Es sei denn, die Verbraucher fangen wirklich an abzuwarten, dass die Hersteller ihre unerwarteten Gewinne bei Transport, Energie oder Rohstoffen als Preissenkung weitergeben.

su mit Reuters

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