Angesichts der befürchteten Flüchtlingswelle aus Mossul appellierte Amnesty International an die Regierung in Bagdad, Zivilisten besser zu schützen. Hintergrund sind frühere Angriffe paramilitärischer Einheiten und Sicherheitskräfte auf Vertriebene. In ihrem an diesem Dienstag veröffentlichten Bericht warnte die Menschenrechtsorganisation vor einer menschlichen Tragödie. Eine Ansicht, die auch der Hohe UN-Flüchtlingskommissar teilt. Sein Sprecher William Spindler erklärte,
“Es gibt Befürchtungen, dass die Militäroffensive auf Mossul eine humanitäre Katastrophe auslösen könnte. Derzeit gibt es 3,3 Millionen vertriebene Iraker, das ist fast jeder Zehnte der irakischen Bevölkerung. Humanitäre Organisationen schätzen, dass durch die Militäroffensive auf die zweitgrößte Stadt des Landes bis zu eine Million Menschen vertrieben werden könnten.”
Durch die Kämpfe, die unsichere Lage und die Gräueltaten der IS-Miliz im Irak konnte die überwiegende Mehrheit der Vertriebenen noch nicht nach Hause zurückkehren.
Spindler forderte:
“Das UNHCR empfiehlt, die Einwohner Mossuls nicht von der Flucht abzuhalten. Darüber hinaus sollen sie Zugang zu sicheren Orten wie Nothilfe-Lagern haben, die sich in angemessener Entfernung zur Frontlinie befinden und zu denen keine Miliz Zugang hat.”
Es gibt Grund zur Besorgnis, wie auch aus dem AI-Bericht hervorgeht. Darin stützt sich die Menschenrechtsorganisation auf Erfahrungen bei der Militäroffensive auf Falludscha. Damals begingen Sicherheitskräfte und paramilitärische Einheiten schwere Menschenrechtsverletzungen, indem sie sunnitische Araber, die vor dem so genannten Islamischen Staat flohen, gefangennahmen, folterten oder töteten. Sie warfen ihnen vor, mit der IS-Miliz unter einer Decke zu stecken.
Die Übergriffe wurden nicht geahndet, da die Sicherheitskräfte im Namen der Terrorbekämpfung handelten.