Der Großangriff auf Mossul soll ein Befreiungsschlag gegen den sogenannten Islamischen Staat sein. Er könnte aber auch zu einer Flüchtlingskrise ungeahnten Ausmaßes führen. Ziel für viele ist ausgerechnet das Nachbarland Syrien.
Nach Syrien ist es weit, weiter als in die Flüchtlingslager im Umkreis von Mossul. Dennoch machen sich viele dorthin auf den Weg. Ihr Ziel ist das Lager Al-Hol 14 Kilometer hinter der syrisch-irakischen Grenze. In den vergangenen Wochen waren es 900, die in Al-Hol angekommen sind. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen rechnet aber damit, dass mehr als 100.000 dort landen könnten, wenn die Angriffe auf Mossul so weitergehen wie bisher.
“In Mossul befürchten wir das Schlimmste”, so Lise Grande, Lise Grande, UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten im Irak, “mehr als eine Million Menschen ist von den Militäraktionen betroffen.”
Das Camp in Al-Hol beherbergt nach Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF heute schon rund 4.600 irakische Flüchtlinge. Einige haben aber Probleme, über die Grenze zu gelangen. “Wir sterben alle vor Hunger”, sagt Gaafar al-Mansour, ein irakischer Flüchtling, der mit anderen in der Wüste nahe der Grenze festsitzt. “Die Kinder leiden. Wenn sie uns nicht reinlassen, sind die Menschen hier am Ende. Wenn sie uns nicht morgen oder übermorgen reinlassen, werden wir alle sterben. Wir betteln um Gnade.”
Es ist eine Flucht von einem Krisengebiet ins nächste. In der alten Heimat dieser Menschen kämpfen irakische Militärs, kurdische Kämpfer und die US-geführte Militärallianz um die IS-Hochburg Mossul. Der IS hat seit 2014 die Oberhand in der Stadt. Die irakischen Soldaten waren damals überstürzt geflohen, viele ließen ihre Waffen in Mossul zurück.