Ein palästinensischer Attentäter hat im besetzten Westjordanland drei Israelis erschossen. Der Mann habe das Feuer auf Wachleute am Eingang einer Siedlung bei Jerusalem eröffnet, so die israelische Polizei. Sicherheitskräfte hätten den Attentäter getötet. Ein weiterer Israeli wurde schwer verletzt.
Die jüdische Siedlung Har Adar liegt am Rand des
Westjordanlandes, nordöstlich von Jerusalem. Der 37-jährige Angreifer
stammte aus dem palästinensischen Nachbarort Beit Surik und habe eine
Arbeitserlaubnis für die Siedlung gehabt, so eine Polizeisprecherin. Er sei mit anderen Arbeitern auf die
Sicherheitskräfte am Eingang der Siedlung zugegangen. Als diese ihn
kontrollieren wollten, habe er seine Waffe gezogen. Er tötete zwei
Wachleute und einen Polizisten.
Laut israelischem Geheimdienst Schin Bet war der Attentäter
Vater von vier Kindern. Nach ersten Erkenntnissen habe es
Gewalt in der Familie gegeben. Seine Frau sei vor ein paar Wochen
nach Jordanien geflohen und habe ihn mit den Kindern zurückgelassen.
Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident:
“Wir untersuchen den Vorfall immer noch und seine Auswirkungen. Einige Dinge können wir mit Sicherheit sagen: Erstens wird das Haus des Terroristen abgerissen. Und dieser mörderische Angriff ist das Ergebnis – unter anderem – einer systematischen Aufstachelung durch die Palästinenserbehörde und andere Elemente. Ich erwarte, dass Abu Mazen – der Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas – den Angriff verurteilt und nicht versucht, ihn zu rechtfertigen.”
Israelische Soldaten haben ein Haus im benachbarten Westbank-Dorf Beit Surik, in dem der palästinensische Angreifer wohnte, inzwischen abgerissen. Fawzi Barhoum, Sprecher der radikale Palästinenserorganisation Hamas – sie ist seit einem Jahrzehnt im Gazastreifen an der Macht – lobte den Anschlag:
“Diese Operation war mutig, heroisch und rühmlich. Sie ist ein natürliches Ergebnis der Verbrechen der israelischen Besatzung und der Verletzungen unseres Volkes, Landes, der Heiligtümer und unserer Leute in Jerusalem und der Al-Aqsa-Moschee”.
Für die EU ist die Hamas eine Terrororganisation. Ihr militärischer Arm hat immer wieder Anschläge auf Israelis verübt. Ihr neuer Vorsitzender, Ismail Hanija, zählt zum gemäßigten Flügel und sucht international Anschluss.
UNO: ALLE SEITEN SOLLTEN GEGEN TERROR EINTRETEN
Der UN-Nahostgesandte Nickolay Mladenov forderte alle Seiten dazu
auf, sich dem Terror entgegenzustellen. Der UN-Sicherheitsrat hatte
im Dezember auf einen vollständigen Siedlungsstopp Israels beharrt.
Israelische Siedlungen seien ein großes Hindernis für einen
gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden, heißt es in der
UN-Resolution.
Seit Beginn einer Gewaltwelle vor rund zwei Jahren sind bei ähnlichen
Attacken mehr als 40 Israelis getötet worden und rund 300
Palästinenser. Die meisten Palästinenser kamen bei ihren eigenen
Anschlägen ums Leben. Als Auslöser der Gewaltwelle galt ein Streit um Nutzungs- und
Besuchsrechte auf dem Juden wie Muslimen heiligen Tempelberg
(Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem. Inzwischen hat die Gewalt
eine Eigendynamik entwickelt. Zuletzt war der jahrzehntealte Konflikt im Juli eskaliert. Israel
hatte nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg zeitweise
zusätzliche Sicherheitskontrollen für Muslime eingeführt. Bei
anschließenden Unruhen starben vier Palästinenser, Hunderte wurden
verletzt.
Israel hat 1967 im Sechs-Tage-Krieg unter anderem das Westjordanland
erobert und kontrolliert es bis heute weitgehend. Mittlerweile leben
dort rund 420.000 israelische Siedler und 2,9 Millionen
Palästinenser.
su mit dpa