Die Arbeiten von Mara kreisen um eine zentrale Figur, die in den verschiedensten Kulturen und Formen stets aufs Neue wiederkehrt: verwandelt, maskiert und im Kern allzu bekannt. Die Figur, von der hier die Rede ist, ist der Rassismus in den unterschiedlichsten Variationen und in seiner Alltäglichkeit. Diese Alltäglichkeit ist eine seiner schlimmsten Maskierungen, weil sie den Rassismus als kulturelle Gewohnheit erscheinen lässt. Im Gewand der Gewohnheit verschwindet das Problem als Problem. In den Arbeiten von Mara werden die verschiedenen Mechanismen rassistischer Politik und Alltagskultur adressiert. Eine zentrale Adresse dieser rassistischen Alltäglichkeiten ist die Sprache und in der Sprache vor allem sprachliche Gewohnheiten, die den rassistischen Kern bestimmter Namen oder Bezeichnungen maskieren. In seinem »N Word & World« werden in einer indexikalischen Struktur Begriffe, die ob ihrer Herkunft oder phonetisch mit dem Wort Neger, Negro oder Nigger etc. assoziiert werden, auf ihren buchstäblichen Sinn hin befragt und je mit Bildern hinterlegt, die die Verbindungen dieser Bedeutungen mit ihrem rassistischen Kontext nicht nur hinterfragen, sondern gleichermaßen ironisch ins Absurde wenden. Die rassistischen Implikationen, die durch die Gewohnheit und Alltäglichkeit der Sprache maskiert werden, werden in seinen Text- und Bildverknüpfungen, in seinen Sprachspielen, wieder virulente Referenz. Er bedient sich dabei der gleichen Mechanik rassistischer Praxis, die das zum Fremden erklärte nicht nur fremd sondern auch disloziert erscheinen lässt. Bestimmte Begriffe oder Bezeichnungen erscheinen plötzlich fehl am Platze, befremdlich, als Doppelgänger einer Sprache, die in ihrer allzu bekannten Form fremd wird.
[Andreas Spiegl] Vizrektor der Kunstakademie Wien